Herzlich willkommen in Rechlin

Nur selten ist die Geschichte eines Gemeinwesens so sehr von Turbulenzen geprägt als im Falle Rechlins. Das beginnt bereit damit, dass die Geschichte der heutigen Gemeinde Rechlin bis in das 20. Jahrhundert hinein die Geschichte von nicht weniger als 9 (!) politisch selbstständigen Gemeinden war. Einige dieser Orte sind heute Ortsteile in der Gemeinde Rechlin, andere gar nach Jahrhunderte langer Existenz für immer von den Landkarten verschwunden. Roggentin, Klopzow und Leppin sind im Zuge des Ausbaus der Erprobungsstelle in den 30er Jahren evakuiert und nachfolgend zerstört worden. Nicht einmal 70 Jahre haben ausgereicht, diese Orte, in denen Menschen arbeiteten, lebten und die Zukunft planten, kaum noch auffindbar zu machen.

Ein weiteres historisches Paradoxon ist sicherlich die Tatsache, dass das heutige „Rechlin“ bis mindestens zum Ende des II. Weltkrieges noch „Vietzen-Siedlung“ hieß. Wer wann die „Umbenennung“ vornahm, ist bis heute unklar. Selbst Landesgrenzen zwischen Mecklenburg - Strelitz und Mecklenburg-Schwerin liefen quer durch das heutige Gemeindegebiet.

Dabei verlief die Geschichte der Region Rechlin, die mit der urkundlichen Ersterwähnung 1374, als der „Betcke von Kerkberg dem Knappen Jacob v. Zartwitz 3 Hufe in Rechlin verkaufte“ begann, zunächst eher unspektakulär. Die Familien von Retzow und von Kerkberg bestimmten über mehrere Jahrhunderte die Entwicklung der Region.

Die Geschlechter sind erloschen, ihre Familienwappen aber bilden heute heraldisch die Grundlage für das Wappen der Gemeinde Rechlin, das übrigens das erste war, das ein Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns nach der Wende genehmigte.

Nach wechselnden Besitzverhältnissen und dem Einfluss verschiedener adliger und auch bürgerlicher Eigentümer begann 1916/17 mit der Entstehung der Müritzflugplätze und bald darauf der „Lehr- und Prüfanstalt für die Heeresfliegertruppe“ ein neues Zeitalter, dass die Entwicklung Rechlins bis heute prägte. Dem Lärm der „Flugmaschinen“ an Mecklenburgs Himmel folgte alsbald Stille der Versailler Vertrag verbot Deutschland nach den ersten Weltkrieg jede Luftrüstung.

Doch schon bald, ab ca. 1925, wurden im Auftrage des Reichswehrministeriums verschiedene getarnte Dienststellen für den Wiederaufbau der Luftwaffe geschaffen. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten entstand in historisch sehr kurzer Zeit auf riesigem Areal die „Zentrale Erprobungsstelle der Deutschen Luftwaffe“ (Luftfahrttechnisches Museum) , bei der schon bald mehr als 4000 zivile und militärische Bedienstete tätig waren. In dieser Zeit wurden in Rechlin unbestritten organisatorische, ingenieurtechnische und auch fliegerische Höchstleistungen vollbracht.

Die abgrundtiefe Menschenverachtung des Nationalsozialismus in Rechlin wird jedoch durch die unsäglichen Leiden und den Tod von Hunderten Frauen aus ganz Europa im Außenlager des Frauen - KZ Ravensbrück und auch durch den Tod von fast 300 jungen Testpiloten in Rechlin deutlich. Nach schweren Bombenangriffen im August 1944 und April 1945 ist das Ende der Erprobungsstelle mit dem Einmarsch der Roten Armee am 2. April 1945 besiegelt. Unendlich schwer ist der Neubeginn.

Neben der LPG und der 1956 entstandenen Dienststelle der NVA ist die am 18.06.1948 gegründete Schiffswerft der größte Arbeitgeber der Nachkriegszeit. Die Schiffswerft, die zu Ende der DDR Zeit fast 1.100 Menschen aus der Region Arbeit gibt, entwickelt sich zum größten Betrieb des Landkreises Neustrelitz, dem Rechlin von 1952 bis zur Kreisgebietsreform 1994 angehört. 1989 wohnen neben etwa 2480 Rechlinern ca. 4000 Angehörige der Westgruppe der Russischen Streitkräfte und deren Familien in Rechlin.
Die Zeit nach der politischen Wende ist eine Zeit schwerer Strukturbrüche: fast zeitgleich erfolgen die Auflösung der LPG, der Abzug der russischen Streitkräfte (August 1993) und der Niedergang der Schiffswerft Rechlin, der 1997 mit dem Konkurs des Restunternehmens endet. Entlastung bringen nur der Erhalt der Bundeswehrdienststelle (heute Müritz Depot) und erste Ansiedlungserfolge mittelständiger Unternehmen. Die Gemeinde versucht seit 1990 die Auswirkung des Strukturbruches im Verbund mit der UEQ (heute IPSE) zu mildern und durch verstärkte Investitionen in Infrastruktur die Vorraussetzungen für die Ansiedlung privaten Kapitals und somit der Entstehung der Arbeitsplätze zu schaffen.
Hierbei gilt das Hauptaugenmerk der Entwicklung, neben dem Erhalt und der Neuansiedlung produzierendenden Gewerbes, vor allem der touristischen Infrastruktur als neuem Standbein gemeindlicher Entwicklung.
Vieles ist in den letzten 10 Jahren in Rechlin entstanden: Fast alle Straßen, Wege und Plätze sind neu gebaut oder neu gestaltet, eine zentrale vollbiologische Kläranlage errichtet, Rechlin ans überregionale Gasnetz angeschlossen, ein Gewerbegebiet erschlossen etc. Besondere Erwähnung verdient die gelungene Sanierung des Teiles des Ortes, in dem bis 1993 die Angehörigen der Westgruppe stationiert waren. Durch den Fleiß der Bürgerinnen und Bürger ist die „Waldsiedlung“ heute ein besonders schöner Bestandteil der Gemeinde Rechlin.
Das Nationalparkdorf Boek am Ufer der Müritz und unmittelbar am südlichen Tor zum Müritz – Nationalpark gelegen konnte in den letzten Jahren zum wichtigsten
Tourismusschwerpunkt in der Südlichen Müritzregion entwickelt werden. Der Ausbau eines Teiles der ehemaligen Schiffswerft Rechlin zum maritimen Zentrum mit 400 Liegeplätzen hat bereits begonnen.
Heute ist die Gemeinde Rechlin mit ihren 2153 Einwohnern trotz vieler noch zu lösender Probleme auf gutem Wege, ihre wirtschaftliche Bedeutung in der südlichen Müritzregion wiederzuerlangen und zu einer gepflegten und freundlichen Wohn-, Wirtschafts- und Tourismusgemeinde am Rande des Nationalparks zu werden.
 
 
 

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